Total Return Ansatz

Der Total Return Ansatz beschreibt ganz allgemein eine Anlagestrategie, die schwerpunktmäßig im professionellen Börsenhandel angewendet wird. Während Total Return in der Welt von Vermögensverwaltungen und Hedgefonds die Basis für den Handel bildet, ist dieser Ansatz den meisten Privatanlegern nicht oder nur oberflächlich bekannt.

Zielsetzung

Der Total Return Ansatz verfolgt im Wesentlichen zwei Ziele. Zum Einen hat dieser Ansatz den Anspruch, in jeder möglichen Marktlage positive, absolute Renditen zu erzielen. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Märkte allgemein steigen, fallen, stagnieren oder gar crashen. Der Aufbau des Total Return Investmentportfolios hat immer das Ziel, Gewinn zu erwirtschaften, ganz egal was der Markt macht. Die zweite Zielsetzung ist es, das Portfolio gesamtmarktunabhängig aufzubauen. Nur so lassen sich schließlich in jeder Marktlage Gewinne erzielen. Die Unabhängigkeit vom Gesamtmarkt bringt einen großen Vorteil mit: die Absicherung vor Verlusten, ausgelöst durch Crashs, Naturkatastrophen oder auch Ereignisse wie 9/11 und Fukushima. All diese Ereignisse haben eines gemeinsam. Sie haben bzw. hatten massive, meist negative Auswirkungen auf den Gesamtmarkt. Die negativen Auswirkungen auf ein solides Total Return Portfolio sind jedoch bestenfalls nur gering.

Konzept: Total Return

Doch wie kann ein Investmentportfolio gesamtmarktunabhängig aufgebaut werden und vor Extremereignissen weitgehend sicher sein? Denken wir zunächst an einen klassischen Investmentfonds. Ein klassischer Investmentfonds ist only-long ausgerichtet, das heißt er kann nur Wertpapiere kaufen. Er kann nur long gehen – oder alternativ gar nichts machen. Shorten, also zum Beispiel Aktien leerverkaufen, kann ein klassischer Investmentfonds nicht. Insofern erwirtschaftet ein solcher Fonds nur dann ein positives Ergebnis, wenn der Gesamtmarkt und die gekauften Einzelwerte steigen. Sollte es jedoch zu größeren Kursverlusten kommen, dann macht auch der Investmentfonds Verluste, weil er sich nicht oder kaum gegen Kursverluste absichern kann.

Der entscheidende Vorteil eines Total Return Portfolios im ist nun, dass solche Portfolios eben nicht nur only-long aufgebaut werden, sondern long-short. Am Beispiel von Aktien bedeutet das, dass das Verhältnis zwischen long und short gehandelten Aktien stets ausgewogen ist. Einfach ausgedrückt bedeutet das: wenn der Gesamtmarkt stark fällt, dann laufen zwar die Long-Aktien in den Verlust, aber diese Verluste werden durch die Short-Werte ausgeglichen, bestenfalls jedoch überkompensiert, sodass das Portfolio insgesamt Gewinn erzielt. Meist wird dabei jedem Long-Wert gleichzeitig ein Short-Wert als Gegenpol zugeordnet. Beide Positionen werden gleichzeitig eröffnet und bilden eine Art Tandem. Man sprich hierbei von Spread-Trades. Dazu später mehr.

Aufbau eines Total Return Portfolios

Das Entscheidende für den Erfolg eines Total Return Portfolios ist zum Einen die Diversifikation über alle essenziellen Anlageklassen hinweg. Der Fokus liegt auf dem Aktienmarkt, denn mit gut 10.000 weltweit handelbaren Aktien ist dies der mit Abstand größte Markt mit der umfangreichsten Auswahl an Einzelwerten. Die zweitwichtigste Anlageklasse sind Währungspaare. Ergänzend hinkommen können aber auch Anleihen und Rohstoffe. Diversifikation ist so wichtig, weil sie das Portfolio vor außergewöhnlichen Bewegungen innerhalb eines Einzelwertes schützt. Wenn ein Portfolio aus 20 verschiedenen Aktien besteht und eine hiervon performt deutlich unter den Erwartungen, so ist der Schaden für das gesamte Portfolio vernachlässigbar gering. Besteht ein Portfolio jedoch nur aus drei Einzelwerten, hat jeder Wert für sich einen so großen Anteil, dass starke Schwankungen das gesamte Portfolio in Gefahr bringen können und zu großen Verlusten führen können.

Neben der Diversifikation an sich besteht die große Kunst darin, die richtigen Werte zur richtigen Zeit zu kaufen oder leerzuverkaufen (zu longen oder zu shorten). Für die konkrete Auswahl an Einzelwerten und das Timing werden sowohl gesamtwirtschaftliche Faktoren, unternehmensspezifische Faktoren als auch charttechnische Faktoren herangezogen. Wie bereits erwähnt erfolgt die Positionseröffnung nicht zwingend, aber meist mittels Spread-Trades. Die Einzelwerte eines solchen Spread-Trades werden nicht isoliert, sondern stets relativ zueinander betrachtet. Dieses Prinzip wird in der gleichen Weise bei Währungspaaren angewendet. Auch hier gibt es jeweils zwei involvierte Währungen, die in Relation zueinander gesetzt werden und somit das Währungspaar bilden. Genau wie im Währungsbereich, kann dieses Prinzip auch im Aktienmarkt oder allen anderen Märkten angewendet werden. Der Grundgedanke dabei ist es, relative Stärke zu kaufen und relative Schwäche zu verkaufen. Es wird also innerhalb eines Spread-Trades eine voraussichtlich starke Aktie gekauft und dagegen eine voraussichtlich schwache Aktie verkauft. Geht der Plan auf, dann steigt die gekaufte Aktie, während die verkaufte Aktie fällt. Somit wird an beiden Aktien verdient. Doch angenommen beide Aktien steigen, dann wird dennoch Geld verdient, solange die erwartet starke Aktie besser performt, als die erwartet schwächere Aktie – und andersherum.

Portfolios, die nach diesem Schema aufgebaut werden, liefern deshalb solch gute Ergebnisse, weil davon ausgegangen wird, dass tendenziell starke Aktien in Boomphasen stärker steigen, als tendenziell schwache Aktien. Analog wird im Falle eines Crashs davon ausgegangen, dass starke Aktien weniger stark fallen, als ohnehin schwache Aktien. Somit ergibt die Summe aus beiden Einzelwerten eines Spread-Trades theoretisch ein gewinnbringendes Ergebnis. In der Praxis ist für den Erfolg die Auswahl der „richtigen“ Einzelwerte maßgebend.